Was ist Hypnotherapie?
Hypno- oder Hypnosetherapie ist ein seit vielen Jahren etabliertes und effizientes psychotherapeutisches Verfahren, bei dem natürliche Trancezustände zur Lösung von psychischen Problemen verwendet werden. Sie ist keinesfalls zu verwechseln mit Show-Hypnose. In Deutschland wurde die Hypnotherapie 2006 vom „wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie“ in die wissenschaftlich anerkannten Therapieverfahren aufgenommen.
Das griechische Wort „hypnos“ bedeutet in deutscher Übersetzung „Schlaf“. Bei der Hypnotherapie handelt es sich jedoch nicht wirklich um Schlaf, sondern um einen Trancezustand zwischen Schlaf- und Wachbewusstsein. Unser Wachbewusstsein versucht Herausforderungen meist mittels analytischem Verstand und linearer Logik zu bewältigen…..und stößt dabei oft an seine Grenzen. Im Zustand der Trance übernimmt das Unbewusste vorübergehend die Regie. Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf innere Prozesse, die den Menschen befähigen, kreative Lösungsansätze aus der ‚Schatzkammer‘ der Intuition hervorzuholen.
Was ist Trance? Zielgerichtete Aufmerksamkeit!
Einen Trancezustand zu bewirken, gehört zu den natürlichen Funktionen unseres Bewusstseins. Trance ist zielgerichtete Aufmerksamkeit, bei der „Alltägliches“ zeitweilig ausgeblendet und gezielt auf eine Vorstellung oder Empfindung gerichtet wird. Wir erfahren Trance vielfach im Alltag, z.B. wenn wir uns in ein spannendes Buch vertiefen, wenn wir uns selbstvergessen einer kreativen Tätigkeit hingeben oder unser Blick absichtslos einem dahin strömenden Fluss folgt.
Was geschieht im Körper?
Hypnotische Trance bringt die körpereigenen Rhythmen in Balance. Die Atmung wird ruhiger, die Herzfrequenz ausgeglichener, der Muskeltonus verringert sich. Der gesamte Körper entspannt sich und auch das Schmerzempfinden wird weniger. Die Aktivität des logisch-analytischen Denkens der linken Gehirnhälfte tritt etwas zurück, jedoch nur soweit, dass eine bewusste Steuerung und Kontrolle überwiegend erhalten bleibt. Parallel dazu erhöht sich die Aktivität des bildhaften, kreativen Denkens der rechten Gehirnhälfte und steigert die kreative Lösungskompetenz. Oft hat das Erleben solch einer tiefgehenden Entspannung bereits eine heilsame Wirkung. Eine hypnotische Trance bewirkt eine Harmonisierung von Körper, Geist und Seele und fördert eine beachtliche Steigerung der Selbstheilungskräfte.
Methoden der Hynosetherapie
Erickson'sche Hypnotherapie
Milton Erickson (1901 -1980) hatte ein umfassenderes Verständnis vom Unbewussten des Menschen, das über die übliche Auffassung des vorherigen Jahrhunderts in der Psychotherapie hinausging. Nach seinem Verständnis war das Unbewusste auch eine Quelle von Ressourcen und Kreativität und nicht ausschließlich der Ort für unakzeptable und verdrängte Eigenschaften. Er glaubte, dass der Organismus eine „innere Weisheit“ besitzt und im Unbewussten viele hilfreiche Fähigkeiten vorhanden sind, die jeder Mensch zur Lösung seiner Probleme mobilisieren kann. Um auf dieses Potenzial zuzugreifen, wird der Zustand der Trance als wichtige Grundlage angesehen.
Ablauf einer klassischen Trance-Induktion mittels direkten Suggestionen
In jungen Jahren arbeitete Erickson zunächst mit direkten (autoritären) Suggestionen, die heute der klassischen Hypnose zugeordnet werden. Bei dieser Art von Suggestion muss sich der Klient auf den Prozess einlassen, der sodann vollständig durch den Therapeuten gesteuert wird. Dieser verfügt zwar über Informationen seines Klienten, ist jedoch stark auf eigene Vermutungen angewiesen, welche Suggestionen er als passend erachtet. Der Klient wird bei Anwendung von direkten Suggestionen in einen möglichst tiefen hypnotischen Zustand versetzt, bei dem sein Ich-Bewusstsein deutlich reduziert und sein Unbewusstes überaus empfänglich ist. Der Therapeut spricht nun mittels sich wiederholenden, eindeutigen (befehlsartigen) Sätzen zum Unbewussten seines Klienten. Sind seine Vermutungen hinsichtlich hilfreicher Suggestionen richtig, kann die klassische Hypnose zum gewünschten Erfolg führen. Sind die Anweisungen jedoch unpassend, können sie sich nachteilig für den Behandelten auswirken. Dieser Umstand kann besonders dann eintreten, wenn übersehen wird, dass ein Symptom lediglich Ausdruck für ein tiefer liegendes Problem sein kann.
Ablauf einer gegenwärtigen Trance-Induktion mittels indirekter Suggestionen
In der heutigen Zeit wird nur noch äußerst selten mit direkten Suggestionen gearbeitet. Dank Ericksons sprachlicher Genialität konnte er seine hypnotischen Sprachmuster im Laufe seines Wirkens immer mehr zu indirekten Suggestionen verfeinern. Diese Suggestionen werden eher „verpackt“, im Sinne von Angeboten, die das Unbewusste des Klienten anregen, eigene innere Bilder entstehen zu lassen. Der Klient könnte gewissermaßen im inneren Bild „handeln, als ob….“ und eine schwierige Situation in der Vorstellung bewältigen. Ferner können Metaphern, Analogien und Wortspiele verwendet werden, die den Zugang zu seinen Ressourcen aktivieren. Die Entscheidung darüber, welche dieser Möglichkeiten für ihn akzeptabel sind und wie er sie nutzt, bleibt dabei vollkommen beim Klienten. Ebenso ist eine Kooperation auf kommunikativer Ebene zwischen Klient und Therapeut unabdingbar.
Showhypnose
Etwa jeder zehnte Mensch ist hochsuggestibel und daher empfänglich für geschickt eingesetzte Suggestionen, wie sie bei der Show-Hypnose vorgeführt werden. Sie benötigt freiwillige Teilnehmer, die sich durch eine gewisse Bereitschaft zur Selbstdarstellung für eine Demonstration zur Verfügung stellen und zudem noch hochsuggestibel sind. Ein Show-Hypnotiseur hat einen untrüglichen Blick für jene Kandidaten, deren unwillkürliche körperliche Reflexe wie z.B. Lidflattern oder Pupillenerweiterung auf Suggestibilität hinweisen. Diese Freiwilligen werden dann zum Erstaunen oder zur Belustigung des Publikums zu seltsamen Handlungen gebracht.
Selbsthypnose
Bei der Selbsthypnose bringt man sich allein in eine Trance und suggeriert seinem Unbewussten Dinge, die zur Veränderung oder Verbesserung des jeweiligen Problems beitragen sollen. Selbsthypnose kann sowohl als Methode zur Selbsthilfe dienen, die Wirksamkeit einer aktuellen Hypnosetherapie festigen und dadurch die Behandlungsdauer verkürzen, oder die Eigenkompetenz des Anwendenden stärken. Sie eignet sich u.a. zur Erlangung von Ruhe- und Schlafzuständen, Angstabbau oder auch Schmerzlinderung.
Für wen ist Hypnose geeignet?
Grundsätzlich eignet sich Hypnose für jeden, der dieser Methode gegenüber aufgeschlossen ist, und der seiner eigenen inneren Weisheit vertraut. Durch seine innere Bereitschaft wird er „mitarbeiten", sich relativ leicht auf den Prozess einlassen und von ihm profitieren. Niemand ist gegen seinen Willen hypnotisierbar.
Kontraindikationen
Ungeeignet ist Hypnose bei akuten Psychosen, psychotischen Zuständen, bei bestimmten Persönlichkeitsstörungen und bei Abhängigkeit von Substanzen mit Suchtpotenzial.
Psychotherapeuten sollten die Hypnotherapie auf der Grundlage und in Ergänzung zu ihrer therapeutischen Ausbildung einsetzen.