Die Dynamische Wirbelsäulentherapie nach Popp (DWP) ist eine sanfte manuelle Therapieform, die vom Würzburger Therapeutenehepaar Eberhard und Helga Popp entwickelt wurde. Dabei haben sie verschiedene Denkansätze zusammengeführt, über lange Jahre mit den eigenen Erfahrungen bereichert und so schließlich eine ganzheitliche, in sich geschlossene, sehr differenzierte Therapie "erfunden", die inzwischen schon über viele Jahre angewendet wird. Wie viele andere manuelle Techniken geht die DWP davon aus, dass zahlreiche Schmerzen und Beschwerden durch Verschiebungen, Blockaden oder Fehlstellungen der Wirbel und/oder der Gelenke verursacht werden.
Das Besondere an der DWP ist die Korrektur der dreidimensionalen Beckenstatik sowie die Lösung und Ausrichtung der blockierten Wirbel durch eine vom Behandler angeleitete und vom Patienten ausgeführte Eigenbewegung. Die DWP behandelt als erstes die häufig bestehende funktionelle Beinlängendifferenz und danach das Becken in den 3 vorhandenen Bewegungsachsen Pfeilachse, Längsachse und Querachse. Diese dreidimensionale Behandlung des Beckens wird von Seiten des Patienten und des Behandlers als sehr effektiv und nachhaltig erlebt.
Dies sind: vertikale und horizontale Beckenschiefstände, Blockaden des Kreuzbein-Darmbeingelenkes, Kreuzbeintorsionen, Beckenkippungen in Vor-oder Rückschreitstellung sowie Beckentorsionen nach innen oder aussen. Anschließend folgt die Untersuchung und Korrektur der gesamten Wirbelsäule. Die Behandlungstechnik folgt dabei immer dem gleichen Grundprinzip, das sich doch von der bekannten Methode-Dorn deutlich unterscheidet. Der Therapeut ertastet die Wirbelsäule beidseits der Dornfortsätze ab. Auf der Höhe der Wirbelfehlstellung empfindet der Patient einen Schmerz bzw. der Behandler eine Abweichung des Dornfortsatzes von der Mittellinie, oft auch eine deutlich tastbare Veränderung in dem schmerzenden Gewebe. Die Annahme ist, das Tasten bestätigt dies, dass der Wirbel nicht mehr richtig "sitzt". Die Annahme der DWP ist, dass sich die Muskulatur auf der einen Seite verkürzt, und auf der anderen verlängert hat.
Nun "irritiert" der Therapeut auf der Seite des verkürzten Muskels diesen Wirbel, indem er mit seinem Finger den Schmerzpunkt mit leichtem Fingerdruck löst, während der Patient unter Anleitung den gedehnten, schwachen Muskel aktiviert. Dabei löst man bildlich gesprochen die "Bremse" und der Wirbel wandert wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück. Während die Lenden- und Brustwirbelsäule im Stehen bzw. im Sitzen behandelt wird, geschieht dies bei der Halswirbelsäule in entspannter Rückenlage. Fehlstellungen zeigen sich durch deutliche Schmerzpunkte und/oder durch Verhärtungen in den "Rinnen" beidseits der Dornfortsätze. Auch hier wird die Muskulatur in der Nähe der verspannten Muskulatur leicht gedrückt, während der Kopf des Patienten, welcher in der Hand des Therapeuten ruht, sanft hin und her "rollt". Dies geschieht so sanft, dass es auch bei sehr schmerzempfindlichen, älteren Patienten problemlos durchgeführt werden kann. Falls notwendig, richtet der Therapeut noch die erste Rippe, das Kiefergelenk oder auch andere Extremitätengelenke ein.
Um den Behandlungserfolg zu sichern, sollte der Patient zu Hause noch bestimmte Übungen vornehmen. Auch Dehnungs- und Kräftigungsübungen sind sinnvoll und wichtig um eine langfristige Korrektur der blockadefreien Wirbelsäule und des Beckens zu gewährleisten. Fazit: Die Dynamische Wirbelsäulentherapie nach Popp ist eine sehr differenzierte manual-therapeutische Möglichkeit, mit der der Behandler seinen Patientinnen und Patienten sowohl bei akuten Rückenbeschwerden als auch bei chronischen Verläufen mit vergleichsweise wenigen Sitzungen eine deutliche Besserung, wenn nicht sogar Heilung mit nachvollziehbaren und fundierten Behandlungsstrategien anbieten kann.
Text: Winfried Abt, modifiziert durch Rainer-Maria Müller