Hypnoanalyse
Auflösende Hypnose kann helfen, Ängste und andere Blockaden zu überwinden
Der Begriff Hypnoanalyse – eine Form der auflösenden Hypnose - entstand aus den Begriffen „Hypnose“ und „Psychoanalyse“. Der Terminus erklärt gewissermaßen auch, wie die Hypnoanalyse wirkt:
Während der Hypnoanalyse befindet sich der Hypnotisand in Trance und begibt sich unter der Führung des Hypnosetherapeuten auf Seelenreise, ähnlich wie bei der Psychoanalyse nach Sigmund Freud. Durch den Trancezustand allerdings ist in der Hypnose der Zugang zum Emotionsgedächtnis (zu den limbischen Hirnstrukturen, in welchen Gefühle verarbeitet werden und unverarbeitet abgespeichert bleiben können) nicht versperrt.
Warum können Gefühle unverarbeitet im Emotionsgedächtnis abgespeichert bleiben?
Die Erfahrung mit hypnosetherapeutischen Prozessen ist, dass viele psychische Erkrankungen wie Angsterkrankungen, Depressionen oder ein Burnout, ebenso aber auch psychosomatische Beschwerden wie chronische Schmerzen (z.B. Rückenschmerzen) aus unverarbeiteten Gefühlen resultieren, die oft noch aus der Kindheit stammen.
Kinder sind im Gegensatz zu Erwachsenen noch nicht in der Lage, vollumfänglich und selbstverantwortlich für sich selbst zu sorgen. Zudem sind der Verstand und die für die Ausprägung eines starken Verstanden zuständigen Gehirnareale (Stichwort Hirnentwicklung in Phylogenese und Ontogenese) noch nicht so stark ausgereift und miteinander vernetzt. Dadurch erfahren Menschen als Kinder oft die tiefsten emotionalen Prägungen (fehlender Schutz des Gefühls durch den Verstand), und zwar ohne dies in den ersten Lebensjahren (bewusst) reflektieren zu können.
Hinter jedem Gefühl wiederum steht auf der Ebene des Gehirns ein Auf- und Entladen sowie eine bestimmte Art des Zusammenspiels von Nervenzellen, vor allem über Synapsen. Erfährt jemand (als Kind) ein Trauma (z.B. in Form psychischer oder körperlicher Gewalt, oder auch bei einem Unfall) oder wird er durch seine Bezugspersonen (Eltern) im Unklaren darüber gelassen, ob er von ihnen bedingungslos geliebt und wertgeschätzt wird, entstehen oft Dauerstress, Ängste und Mangelgefühle. Auf der Ebene des Gehirns verändert sich in diesem Zusammenhang nicht nur das Zusammenspiel von Nervenzellen, sondern Wissenschaftler haben inzwischen sogar herausgefunden, dass frühe Traumatisierungen durch Gewalt dazu führen können, dass sich Gene anders ausprägen (Epigenetik).
Was nun kann man mit der Hypnoanalyse tun, um unverarbeiteten Gefühle wieder aufzugreifen und diese aufzulösen?
Genau auf diese Mangelgefühle - wie zum Beispiel unverarbeitete Ängste oder aufgestauten Kummer - und auf die in diesem Zusammenhang entstandenen Verbindungen sowie Auf- und (nicht erfolgte) Entladungen von Nervenzellen - zielt die Hypnoanalyse ab:
Der Hypnosetherapeut, oft ein klinisch ausgebildeter Diplompsychologe, Psychotherapeut oder Arzt, hilft dem Hypnotisanden in der Hypnose in Altersregression zu gehen. Dieser kann so belastende Ereignisse aus einem bestimmten Lebensalter und die mit diesen Ereignissen zusammenhängenden Gefühle erneut durchleben. Die Hypnoanalyse hat somit einerseits aufdeckenden Charakter:
Sie kann in vielen Fällen dazu führen, dass die Erinnerung an ein nicht ausreichend verarbeitetes Ereignis wieder aus der Verdrängung (im Unterbewusstsein) ins Bewusstsein vordringt. Zudem hat die Hypnoanalyse auflösenden Charakter:
Das in der Kindheit nicht gelebte und dadurch in der Verdrängung verschwundene Gefühl wird reaktiviert und kann so durch erneutes Durchleben verarbeitet und losgelassen werden. Hierdurch können sich dann auch die hinter dem Angst- bzw. Mangelgefühl stehenden Nervenzellen wieder entladen (wie bei adäquater Verarbeitung eines Gefühls). Zudem können sich entsprechende Verbindungen zwischen Nervenzellen wieder lösen (z.B., wenn Erinnerungen ungelöste Verbindungen zum Angstzentrum im Gehirn, der Amygdala, haben und so Ängste auslösen können).
Dadurch ist die Hypnoanalyse die ideale Methode, um Ängste und andere unverarbeitete Gefühle unter „kontrollierten Bedingungen“ aus dem Unterbewusstsein hervorzuholen sodass der Patient diese adäquat verarbeiten kann. Ein achtsamer Therapeut wird hierbei insbesondere bei der Therapie von Traumatisierungen und starken Ängsten auch auf hypnosesystemische Techniken zurückgreifen, um Retraumatisierungen zu vermeiden.
Der Hypnoanalytiker hilft dem Patienten also als Begleiter auf der Reise durch seine Vergangenheit und vermittelt ihm die entsprechenden Strategien, sodass es ihm möglich wird, sich von alten emotionalen Verletzungen zu lösen und so emotionalen Ballast abzuwerfen.
Auch wenn die Hypnoanalyse in Deutschland noch nicht weit verbreitet ist, gilt sie für viele Hypnosetherapeuten als Goldstandard der hypnosetherapeutischen Verfahren. Sie setzt – im Vergleich zu vielen anderen Verfahren - wirklich an der emotionalen Ursache vieler Beschwerden und Erkrankungen an und behandelt diese an der Wurzel des Problems.
Wir bedanken uns für den Text bei:
Diplompsychologe Martin Rosenauer, Hypnosetherapeut in München