Begleitetes Systematisches Wiedererleben


Das Begleitete Systematische Wiedererleben (BSW) ist eine psychotherapeutische Methode, die entwickelt wurde, um traumatische Erfahrungen aufzuarbeiten und zu heilen. Die Therapie basiert auf der Idee, dass traumatische Erfahrungen im Körper und im Nervensystem gespeichert sind und dass das systematische Wiedererleben dieser Erfahrungen in einem sicheren und unterstützenden therapeutischen Umfeld dazu beitragen kann, diese Erfahrungen zu verarbeiten und zu integrieren.

 

Während einer BSW-Sitzung wird der Patient in einen entspannten Zustand versetzt und angewiesen, sich auf eine traumatische Erfahrung zu konzentrieren, die er oder sie durchgemacht hat. Der Therapeut führt den Patienten durch die Erfahrung, indem er oder sie Fragen stellt und den Patienten ermutigt, die Emotionen und Empfindungen zu spüren, die mit der Erfahrung verbunden sind. Der Patient wird dabei unterstützt, die Erfahrung als Beobachter zu betrachten und sie schließlich zu integrieren und loszulassen.

 

Die BSW-Therapie ist insbesondere bei posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen wirksam. Die Therapie kann auch bei chronischen Schmerzen, Fibromyalgie und anderen körperlichen Beschwerden eingesetzt werden, die mit traumatischen Erfahrungen verbunden sein können.

 

Es ist wichtig zu beachten, dass die BSW-Therapie eine intensive und emotionale Erfahrung sein kann und dass sie nur von qualifizierten Therapeuten durchgeführt werden sollte, die über umfassende Erfahrung in dieser Therapieform verfügen.

 

Quelle: Reddemann, L. (2011). Das Begleitete Systematische Wiedererleben (BSW) - Eine psychotherapeutische Methode bei traumatischen Belastungen. Psychodynamische Psychotherapie, 10(2), 126-138.

 

Expertenhinweis von praktizierenden Therapeuten*innen

 

Das Begleitete Systematische Wiedererleben ist eine von Prof. Siegfried Petry seit 1988 entwickelte Methode zur Verarbeitung und Bewältigung seelischer und körperlicher Verletzungen und Traumata. Er entdeckte, dass die schmerzhaften Erlebnisse und traumatischen Erfahrungen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens macht, im so genannten „Erlebnisgedächtnis“ aufgezeichnet und dauerhaft gespeichert werden. Im Gegensatz zum kognitiven Gedächtnis, das Erlebtes oft nur verzerrt, bruchstückhaft oder auch durch Verdrängung gar nicht mehr erinnert, speichert das Erlebnisgedächtnis alle Ereignisse und Erfahrungen präzise und detailgetreu im menschlichen Organismus ab: Chronologisch, mit Bildern, Tönen, Sprache, Geschmack, Geruch, Gefühlen und Körperempfindungen. Auch Geschehnisse, die das kognitive Gedächtnis nicht leisten kann, wie z.B. die eigene Geburt, sind im Erlebnisgedächtnis gespeichert und tatsächlich auch wieder mit dem ganzen Organismus erinnerbar. 

 

Dafür lernt der Betroffene beim Begleiteten Systematischen Wiedererleben das Erlebnisgedächtnis zu aktivieren, was durch verschiedene Reize ausgelöst werden kann. Er erlebt dann vergangene schmerzliche oder gar traumatische Ereignisse, als fänden diese in der Gegenwart statt, verliert jedoch dabei nicht das Bewusstsein für das Hier und Jetzt. Er befindet sich gewissermaßen gleichzeitig in zwei verschiedenen Situationen: im ‚Hier und Jetzt’ und im ‚Damals und Dort’. Dabei wird das Erlebte nach und nach aufgedeckt und tritt ins Bewusstsein, was jedoch noch keine hinreichende Bedingung für Heilung ist. 

 

Erst durch das systematische Wiederholen des Erlebten werden die abgespaltenen und verdrängten Inhalte nach und nach integriert, so dass das Ereignis seinen Schmerz und seinen Schrecken verliert und zuletzt nur noch kognitiv erinnerbar ist. Es belastet den Betroffenen nicht mehr. Auch körperliche und psychische Symptome, die durch die Verletzung oder das Trauma hervorgerufen wurden, lösen sich sofort oder kurz danach auf. Das Begleitete Systematische Wiedererleben ist abgeschlossen, sobald der Betroffene das Ereignis vollständig durchlebt hat und es ihm nicht mehr gelingt, es noch einmal wiederzuerleben. (Nuria Casals)

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