Die moderne westliche Psychologie und das östliche Yoga befruchten sich gegenseitig. Psychotherapiemethoden stellen sicher, dass man sich auf vielfältige Weisen gründlich mit sich selbst konfrontiert. Man lernt, wirklich hinzuschauen. Yoga-Methoden verändern denjenigen, der seine Probleme wahrnimmt bzw. entwickeln innere Instanzen, von denen aus die Probleme neu wahrgenommen werden. So wird verhindert, dass die Schwierigkeiten und Symptome unnötigerweise aufrechterhalten werden. Neue Ressourcen bändigen die Kraft der Symptome.
Der Beitrag des Yoga zur Psychotherapie liegt v.a. in der Reflektion und Veränderung des Wahrnehmungsprozesses. Probleme werden nicht auf direktem Weg "weggemacht" oder auf ihre psychologischen Ursachen hin analysiert, sondern grundlegend anders betrachtet. Man lernt, sich nicht mit den eigenen Schwierigkeiten zu identifizieren, nicht in den Problemen zu verschwinden. Statt sich total ausgeliefert zu fühlen, übt man bei sich zu bleiben, während man die eigene Schwierigkeit, das eigene Leiden betrachtet. Man ist nicht das Problem, sondern man hat es! So kann jemand z.B. während einer Yogastunde seiner aktuellen Schwierigkeit einen Platz im Raum zuweisen, sich dann etwas ganz anderem zuwenden (den Yoga-Übungen) und am Schluss sich der Schwierigkeit wieder bewusst, zentriert, verbunden, präsent zuwenden. Es ist dann quasi jemand anderes, der mit dem immer noch gleichen Problem konfrontiert ist, und derjenige wird nicht überwältigt, sondern erkennt, dass er das Problem nicht ist sondern es nur hat. Das wird die betroffene Person befähigen, sich nicht mehr immer weiter in einen Teufelskreis der schlechten Gefühle hineinzumanövrieren, das Problem nicht mehr weiter unbewusst am Leben zu erhalten. So kann das Problem, wenn es sozusagen seine Schuldigkeit getan hat, gehen.
Durch die innere Arbeit werden tiefere, dem Kern des Menschen nähere Instanzen aktiviert. Man könnte auch sagen: das höhere Selbst fängt an, sich einzumischen. Schritte zur Veränderung, die von diesen Instanzen geplant werden, sind wesentlich erfolgversprechender, als solche, die aus der totalen persönlichen Betroffenheit heraus erfolgen. Und noch grundsätzlicher: Niemand wird langfristig und dauerhaft glücklich, weil er seine Probleme löst. Solange wir einen Körper und eine Umwelt haben, wird der Strom neuer Schwierigkeiten, der auf uns zukommt, nie ganz aufhören. Eine Chance besteht aber darin, sich mit der inneren Instanz zu verbinden, welche die Schwierigkeiten wach und liebevoll betrachtet, dabei aber selbst unverändert bleibt. Quelle: www.onebreath.ch/yoga-psychotherapie.cfm